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Schloss wird zum Swinging Castle
Mit „Musik im Schloss“ auf neuen Pfaden
Mit einem musikalischen Ausblick in drei verschiedene Richtungen unterhielt das Konzert aus der Reihe "Musik im Schloss" die Gäste am Sonntag. Zwischen Blues und Klezmer stand Klassik auf dem Programm. Das Publikum war begeistert.
Von Brigitte Gaiser
Bad Homburg. Mit großer Erwartung oder vielleicht auch mit etwas gemischten Gefühlen kamen am Sonntagabend wieder viele Gäste zum Konzert in die Schlosskirche. Sollten doch das "Powerhouse Swingtett" und das "Wolga Klezmer Ensemble" jeweils ihre ihnen eigene Musik präsentieren, dazwischen Klarinette und Violine mit klassischen Werken zu hören sein.
Wolfgang Zöll und seine Band eröffneten das Konzert, sie hatten ganz auf Duke Ellington gesetzt. Schon bei den ersten Tönen fuhr die Musik in die Glieder, überall wurde im Takt genickt und gewippt, bewegten sich die Menschen mit der Musik. Das "Powerhouse Swingtett" waren Harald Möbus (Trompete), Henner Nüchter (Piano), Don Hein Erik (Bass), Roland Glöckler (Schlagzeug), Lisa Loewenthal (Gesang) und Wolfgang Zöll als Bandleader (Tenorsaxofon und Klarinette). Der "C Jam Blues", mit dem auch Duke Ellington in seinen letzten Jahren seine Konzerte eröffnete, ein 12-taktiger Blues in C-Dur, über den jedes Instrument seine Version – seine Jam – spielt, bildete im Gedenken an ihn den Auftakt. Titel wie "Take the A Train", ein Symbol der Swing-Ära und von Ella Fitzgerald als Erkennungsmelodie genutzt, "In a Sentimental Mood" waren ebenso zu hören wie "Mood Indigo", "Satin Doll" oder "Black and Tan Fantasy". Zöll kommentierte jedes Lied und fügte Anekdoten bei.
Alexander Rodin, Leiter des "Wolga Klezmer Ensembles", spielte das Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur und von Fritz Kreisler "Synkopen", zwei sehr unterschiedliche Stücke für klassisch gespielte Klarinette, wobei letzteres bereits viel Swing aufweist. Serhij Sayfulin (Violine) und Natalya Karmazin (Klavier), ebenfalls Mitglieder des Ensembles, trugen mit einem Fiddlestück, "Meditation de Thais" (Massenet) und einer in Musik eingefangenen zwitschernden Lerche virtuos zum Programm bei.
Dann begann unzweifelhaft der Höhepunkt des Konzerts. Ursprünglich Hochzeits- und Festmusik mit Wurzeln im deutschen Mittelalter, in Osteuropa weiterentwickelt, ist die Klezmer-Musik eine sehr lebensfrohe Tanzmusik, oft melancholisch beginnend, sich dann aber immer weiter in ausgelassene Rhythmen steigernd. Die fünf Musiker (Don Hein Erik-Bass, Paul Pflanz-Schlagzeug) unterhielten die Hörer mit zehn wundervoll gespielten, teils getanzten und gesungenen Liedern, wurden selbst immer ausgelassener und machten alles um sich her einfach nur zu Musik. Das Publikum war begeistert! Zum Abschluss gab es noch eine Jam Session mit allen Mitwirkenden zu "Bei mir biste schejn", bei der sich jeder Musiker auf seinem Instrument verabschiedete – vielleicht bis zum nächsten Jahr?
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